So schaltet die Variomatik (GTS 125)

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brunodiavolo
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Re: So schaltet die Variomatik (GTS 125)

#16 Beitrag von brunodiavolo » Mo 13. Jun 2011, 20:00

Also eine Beschleunigung ohne Drehzahlsteigerung kann ich technisch beim besten Willen nicht nachvollziehen.
Ohne Erhöhung der Drehzahl ändern sich doch die Fliehkräfte auf die Gewichte der Vario nicht. Und ich vermute dass die Vario auf Maximalübersetzung kommt - realisitische Gewichte vorasgesetzt -
bevor Max. geschwindigkeit erreicht wurde.Warum sollte also die Drehzahl am Hinterrad steigen???
Anfangs dachte ich die Vario ist genial, mittlerweile erkenne ich übernatürliche Fähigkeiten :( .
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Re: So schaltet die Variomatik (GTS 125)

#17 Beitrag von Kanaldeckel » Mo 13. Jun 2011, 22:17

brunodiavolo hat geschrieben:Also eine Beschleunigung ohne Drehzahlsteigerung kann ich technisch beim besten Willen nicht nachvollziehen.
Ohne Erhöhung der Drehzahl ändern sich doch die Fliehkräfte auf die Gewichte der Vario nicht. Und ich vermute dass die Vario auf Maximalübersetzung kommt - realisitische Gewichte vorasgesetzt -
bevor Max. geschwindigkeit erreicht wurde.Warum sollte also die Drehzahl am Hinterrad steigen???
Anfangs dachte ich die Vario ist genial, mittlerweile erkenne ich übernatürliche Fähigkeiten :( .
Die Fliehkraft ist nur ein Teil. Wie kommen die fliehenden Rollen wieder in ihre Ausgangslage? Durch die Gegendruckfeder! Je größer die Last, desto weiter werden die Rollen nach innen gedrückt, das macht die Gegendruckfeder über den Varioriemen. Die Motordrehzahl dagegen drückt über die Fliehkraft die Rollen nach aussen. Gegendruckfeder und Fliehkraft sind Gegenspieler und bestimmen gemeinsam die Übersetzung.

Schau dir das Diagramm vom Danger an (siehe unten): Die Drehzahl ist zwischen 50 und 140 km/h immer bei etwa 9000 U/min und das ist so, weil er voll beschleunigt, also maximale Last erzeugt. Wenn man ganz gemütlich beschleunigt, dann sieht es eher so aus wie mein Diagramm, dann wäre jede Beschleunigung zwar auch eine Drehzahlsteigerung, aber nicht 1:1 sondern mit dem "Knick" in der Mitte. Und den macht die Gegendruckfeder.
Danger hat geschrieben: Bild
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Re: So schaltet die Variomatik (GTS 125)

#18 Beitrag von Zylinderkopf » Di 14. Jun 2011, 18:36

Andie hat geschrieben:Die Drehzahlabhängigkeit wird von der Vario bewerkstelligt (vorne) und die Drehmomentabhängigkeit vom Wandler (hinten). Dort allerdings nicht allein von der Gegendruckfeder, sondern von den "Schneckengängen" in der Buchse der beweglichen Wandlerscheibe - die Gegendruckfeder bringt nur eine gewisse Vorspannung in das System.
Ich hoffe nicht, dass die Vespa einen Schneckengang hat :mrgreen:
aber am wichtigsten ist bestimmt der
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Re: So schaltet die Variomatik (GTS 125)

#19 Beitrag von Kanaldeckel » Mi 15. Jun 2011, 15:49

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Wieder ein Update meiner Grafik.

Alle Punkte stellen gemessene Tatsachen dar, die Linien dienen zur Interpretation. Die roten Linien geben die minimale und maximale Position der Rollen bzw. das sich daraus ergebende Übersetzungsverhältnis wieder, die dunkelblaue Linie stellt die Übersetzung bei konstanter Fahrt dar und die hellblauen Linien sind die Grenzen, die das Übersetzung maximal einnehmen kann. Gemessen habe ich aber nur die Punkte, ob die Linien dazwischen tatsächlich so verlaufen, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, da muss ich noch weitere Messfahrten machen. Die untere hellblaue Linie ist die Übersetzung beim Ausrollen oder Bergabfahren, die obere ist die Linie der maximalen Beschleunigung oder des Bergauffahrens.

Interessant ist, dass der Regelbereich bei höheren Geschwindigkeiten immer schmäler wird und bei 80 km/h (?) nicht mehr vorhanden ist, hier sind die Fliehkräfte so groß, dass die Gegendruckfeder oder der Motor keine ausreichend große Gegenkraft mehr erzeugen können - diesen Bereich bzw. den Übergang werde ich aber noch genauer untersuchen.

Den Regelbereich kann man mit anderen Gewichten nach oben bzw. unten verschieben. Kann man aber den Regelbereich auch steiler oder flacher machen? Kann man den Abstand der hellblauen Linien von der dunkelblauen Mittellinie gestalten?

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Re: So schaltet die Variomatik (GTS 125)

#20 Beitrag von dether » Mi 15. Jun 2011, 16:49

Servus,

an Deiner oberen (hellblauen) Linie kann man sehr schön sehen, wie die Vario für bestmögliche
Beschleunigung die Drehzahl zwischen 30 und 75 km/h nahezu konstant bei 7000 U/min hält. Das
sollte in etwa der Drehzahl entsprechen, bei der Dein Motor sein maximales Drehmoment liefert.

Ab 75 km/h arbeitet die Vario dann in ihrer längsten Übersetzung, d.h. Geschwindigkeitszuwachs
wird durch Erhöhen der Drehzahl erreicht, bis der Motor seine höchste Leistung liefert. Meines
Erachtens ist dieser Regelverlauf durchaus sinnvoll und sollte nur dann maßgeblich verändert
werden, wenn die Leistungs- bzw. Drehmomentkurve des Motors signifikant abweichen.

Aus eigener Erfahrung mit der GTS 125 (am Großglockner) kann ich sagen, dass Modifikationen
an der Vario zum Ziel haben sollten, dass bei Vollgas die Drehzahl des höchsten Drehmoments
bereits sehr viel früher erreicht wird, als erst bei 30 km/h - ansonsten kann es geschehen, dass
die Vespa (abhängig von Steigung der Straße und Gewicht des Fahrers) diese Geschwindigkeit
erst gar nicht erreicht. ;)

Viele Grüße
Detlef

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Re: So schaltet die Variomatik (GTS 125)

#21 Beitrag von Kanaldeckel » Mi 15. Jun 2011, 18:00

dether hat geschrieben:Aus eigener Erfahrung mit der GTS 125 (am Großglockner) kann ich sagen...
Moderne Gebirgsstraßen haben eine maximale Steigung von 12-15%, meine Vespa kommt da auf rund 55-65 km/h. Im Gebirge kommt aber die dünnere Luft dazu und eventuell auch Gepäck.

Ich habe eine Teststrecke mit ca. 22% gefunden, auf der schaffe ich knapp über 40 km/h (Tacho) und eine weitere, noch steilere Strecke, auf der ich die 40 km/h knapp nicht mehr erreiche; beide sind aber Feldwege und nur deshalb asphaltiert, damit bei Starkregen nichts beschädigt wird.

Der Regelverlauf ist nicht schlecht, aber ein bisschen anpassen kann man ihn dennoch. Mit einer Änderung der Gewischte erreicht man einiges, aber nicht alles. Störend finde ich, dass ich zwischen 60 und 70 km/h offenbar nicht viel mehr als 7000 U/min erreiche und dass man über 80 km/h nicht mehr "zurückschalten" kann.

Auf der anderen Seite ist beim langsamen Fahren das doch leicht zu hohe Drehzahlniveau störend, hier würde ich mit 500-1000 U/min weniger auskommen, die ich aber ab 70 km/h gerne wieder abrufbar hätte. Aber den Regelbereich so "drehen", dass er flacher beginnt und dann steiler ansteigt und bis 90 km/h reicht, ist vermutlich nicht möglich.

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