Eines meiner Leibgerichte ist ein typisches, rheinhessisches Gericht:
Backes-Grumbeere
(Grumbeere sind die rheinhessische Bezeichnung für Kartoffeln).
Früher, als die Bäcker noch große Steinöfen hatten, die vom nächtlichen Backen den ganzen, nächsten Tag heiß waren, war es üblich, daß auf dem Land einmal in der Woche viele Bürger morgens ihre Töpfe mit Backes-Grumbeere zum Bäcker brachten. Diese wurden dann im Laufe des Tages in der Resthitze gegart und abends - "wenn es Feierabend läutete", also zum Abendessen - wieder abgeholt. Da an diesem speziellen Tag in der Woche viele gleich aussehende Töpfe zum Bäcker kamen, wurden diese auf dem Deckel mit Kreide gekennzeichnet. Soweit ich mich aus meiner Kindheit erinnere, berechnete der Dorfbäcker seinerzeit 20 Pfennige pro Topf. In Ermangelung der früheren Dorfbäcker und dank moderner Backöfen kann man das Gericht aber heute auch zuhause sehr gut zubereiten. Dieses deftige Gericht schmeckt besonders jetzt, in der bevorstehenden, kalten Jahreszeit ausgezeichnet.
Genug der Vorrede - los gehts:
Man braucht
1 großen Topf (etwa wie auf dem Foto zu sehen) mit Deckel
2-3 Pfund Kartoffeln
3 geschnittene Zwiebeln
Salz
Pfeffer
3 Nelken
2 Lorbeerblätter
eine Mischung aus etwa jeweils 1/4 Liter Weißwein, Milch und Wasser (insgesamt also 3/4 Liter)
1 Pfund gesalzenes Bauchfleisch und 3/4 Pfund Dörrfleisch (man kann auch Kamm- oder gepökelte Schweineschulter nehmen - ganz nach Gusto)
1/4 Liter süße Sahne
Zimt zum Bestreuen
Zubereitung:
Kartoffeln schälen, waschen und in flache Scheiben schneiden
Die Hälfte der Kartoffeln in den Topf geben, Bauchfleisch und Dörrfleisch (oder Schulter) mit Zwiebelringen, Nelken und Lorbeerblättern darauf legen (man kann auch mehrere Schichten abwechselnd machen)
Mit Salz und Pfeffer würzen
Mit der anderen Hälfte der Kartoffeln abdecken
Die Mischung aus je 1/3 Wein, Wasser und Milch darübergießen (bis die Flüssigkeit etwa 2 cm vom Deckelrand steht)
Mit Sahne übergießen
Etwas Zimt darüber streuen (auch wenn es seltsam klingt: Zimt ist ganz wichtig für den Geschmack!)
Im Backofen bei 250°C etwa 15 min anbacken und dann bei 180-200°C noch 3 Stunden weiter backen
Man ißt dazu:
Als echter Rheinhesse (wie ich
) entweder Dickmilch oder Rote Bete - mir ist die Dickmilch lieber
Als "Ringerutschte/r" (wie meine Frau
) Endivien- oder Feldsalat - hat früher in Rheinhessen kein Mensch dazu gegessen
Deshalb gibt es bei uns dazu: "Jedem das Seine"
Ich wünsche guten Appetit!