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...und er kratzte sich mit dem zierlichen espresso-löffelchen hinter dem linken Ohr.

Diese Angewohnheit, die seine greise Mutter seit Jahren kritisiert, beruhigte ihn

und er ...

...beschloss, diesen Anruf anzunehmen, wohlwissend aber, dass dieses Gespräch kein normales Gespräch sein wird, sondern ein Auftrag.
Und dieser Auftrag wird auszuführen sein, koste es, was es wolle: Nicht nur Geld, sondern auch unzähligen Vino, viele halbgerauchte dünne braune Cigarillos und Nerven ohne Ende. Und die Wünsche Fredos werden so verrückt sein, dass es schlimmer nicht mehr geht.
Mit Spannung und mulmigem Gefühl im Magen drückte er die grüne Taste...

.... und sofort sprudelte es in sein Ohr, feinstes ländliches Italienisch, aber eins verstand er sofort: "Ho bisogno del vostro aiuto" "Ich brauche deine Hilfe" "subido" "sofort" ...

...aber das war er ja gewohnt... Seit Jahrzehnten verbindet ihn doch mit Fredo eine Freundschaft, die, milde ausgedrückt, sehr außergewöhnlich war.
Auweia, wenn er nur an die vielen gemeinsamen Aktionen dachte... Da könnte man doch fast schon eine Vespa-Netstory daraus machen

.... aber vllt könnte er ja die Arbeit bei Fredo mit dem Erstellen eines Buches verbinden. Fredo beherrschte es doch immer hervorragend selbst belanglose Begebenheiten in eine wunderschöne wortgewaltige Sprache zu fassen und alle Zuhörer in Bann zu ziehen. Damals, bei einer der unzähligen Touren, als dauernd der Zünkerzenstecker absprang und Fredo aus einem Kleiderbügel eine Klammer bastelte, scharte er später bei einem Cappuccino in einer Trattoria 23 Besucher um ihren Tisch und erzählte die Geschichte ausufernd.
Also, Tasche und Werkzeug packen. ....

sich leidenschaftlich und vor allem flugs von der besten und verständnisvollsten Ehefrau der Welt verabschieden, das Werkstattschild auf 'Geschlossen, bis bald' drehen, bis sich nur noch die Frage stellt:
Mit welcher der über 15 Vespas soll denn nun das ungewisse Abenteuer gen Süden starten????

.... am liebsten würde er die 150er Sprint nehmen



... verband er doch mit ihr und Fredo so viele schöne Erinnerungen. Sicher war er sich dennoch nicht, eine andere Option wäre....

... vielleicht seine Ape von 1955. Aber diese müsste er erst von seinem Onkel Quirico holen.

Der benutzt sie um damit aus den Bergen Brennholz zu holen. Denn er weigert sich standhaft

auf Gas- Bambolas umzustellen. " Das sei moderner Kram " sagt er jedem der es wissen will.

Aber auch denen die es nicht...

Aber den ganzen Weg mit der Ape, auch über die Alpen?

Er war sich nicht so ganz sicher und da war ja noch die Sache mit dem Holz. Irgendwie viel sein Blick auf die ET, die da in der Ecke stand. Wieso eigentlich nicht einen modernen Klasiker nehmen?

Die verflixte Frage der Fahrzeugwahl beschäftigte ihn bis in die Abendstunden. Dann in der Nacht

kam ihm der zündende Gedanke. Warum sollte er nicht sein Vespa-Auto, Vespa 400, nehmen ?

Das in Frankreich, in kleiner Auflage, gebaute Fahrzeug hatte schließlich 12 PS und fuhr 90 km/h.

Außerdem kann er noch verschiedene Spezialwerkzeuge ...

....vorweisen, die er heute morgen, nachdem sie Jahrzehnte in der Gartenhütte vergessen vor sich hin rosteten, bei der Ostereiersuche wieder gefunden hatte.

Also, erst mal ne Bestandaufnahme , ordentlich WD40 druff und dann.....

... Pack Liste von vespisti_01 gegen gecheckt und endlich auf die Piste gen Süden, schließlich musste er einem Freund in der Not helfen.

Er war überrascht wie gut der 400 nach dwr langen Standzeit lief und ließ sich vom sonoren Schnurren des kleinen Motörchen einlullen und die Gedanken schweiften ab...

... mit Fredo verband ihn nicht nur das, was man gemeinhin eine Männerfreundschaft nennt. Ihre große gemeinsame Leidenschaft für italienische Fahrzeuge hatte sie vor Jahrzehnten bei einer Pässetour in Südtirol zufällig an der gleichen Bar für einen Espresso-Stop halten lassen. Als sie feststellten, dass beide die Übernachtung in derselben Albergo gebucht hatten, setzten sie ihr Benzingespräch vom Nachmittag fort. Ihre Vorliebe für einen guten Rotwein führte zu einer durchzechten Nacht und damit verbunden zu einer Zwangspause für den nächsten Tag. Noch mehr Zeit für Gespräche, die den Beginn für diese Freundschaft legten und zu unzähligen gemeinsamen Aktionen, weit über ihr Hobby hinaus. Mittlerweile konnten sie sich blind aufeinander verlassen. Nur einmal wurde diese Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Die Frau, um die es ging, hatten mittlerweile beide aus ihrem Gedächtnis gestrichen ...
Das alles ging ihm also durch den Kopf auf seiner Fahrt Richtung Süden ...

... und er fuhr, immer noch in Gedanken an die für ihn " gute alte Zeit, bei Sterzing auf die Autostrada.

Das hätte er lieber nicht machen sollen. Auf der Überholspur rasten selbst Reisebusse, in beängstigtem
Abstand, an ihm vorbei. Andere Verkehrsteilnehmer bremsten aprupt ab um ihn und sein Vespa-Auto
zu fotografieren. Ab der nächsten Ausfahrt bei Brixen fuhr er sofort wieder auf die Landstrasse. Endlich
konnte er wieder gefahrlos die Landschaft genießen. In Klausen gönnte er sich ......

..... und seinem kleinen Gefährt eine zwei sündige Pause mit Sprit für sein Fahrzeug und doppeltem Cappuccino für sich selbst.


Er überlegte welche Strecke er nehmen solle und wie viele Kilometer er noch zurücklegen muss?! Vertieft in seine Straßenkarte bemerkte er im letzten Augenblick....