Routes des Grandes Alpes mit der GTS 300

[Hans42]

Die Stadt Martigny war dann der Startpunkt für Tag 3. Es ging über den St.Berhard pass wieder nach Italien ins Val d Isere, auf die Routes des Grandes Alpes. Die Sonne schien, die Landschaft war grandios, die Laune bestens - noch ...

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[Hans42]

... wir machten uns Mittags auf die Suche nach einer Unterkunft via booking.com und HRS. Die nächste bezahlbare Unterkunft bedeutete einen Umweg von 70 km
einfach in Richtung Turin, also komplett weg von unserer geplanten Tour. Dieses Problem sollte uns nun bis zum Ende der Tour begleiten.

Vor zwei Jahren waren wir Ende August unterwegs und wir konnten uns die Übernachtungsmöglichkeiten frei aussuchen - zum halben Preis von diesem Jahr.

Zähneknirschend verliessen wir die Berge und nächtigten in einem Business Hotel, dass vier Jahre leer gestanden hatte. Unterirdisch, in einem Industriegebiet, 100 Zimmer, drei Angestellte, Restaurant geschlossen, Schimmel im Bad, Haare im Bett, 130 €.

[Hans42]

Am nächsten Morgen ging es dann zügig (dachten wir) in Richtung Sestriere nach Frankreich. Es war Sonntag, 7.00 Uhr früh.

Leider hatten wir die Ausflugslust der Italiener unterschätzt, es war Sonntag, der 15. August (Ferragosto), der höchste Feier/Ferientag der Italiener. Eine 70 Kilometer lange Autoschlange quälte sich vor uns den Berg hinauf in das unglaublich hässliche Sestriere, einem Skigebiet aus den 70ern, das in seiner Hässlichkeit nur noch von dem französischem Isola 2000 übertroffen wurde.

Zumindest waren wir jetzt wieder auf Tour und zur Belohnung gab es gleich einige Pässe.

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[Hans42]

Heute gab es nur einen 50 Kilometer Abstecher nach Italien in ein 100 Seelen Nest, dessen Name ich vergessen habe. Hier gab es ein B & B für günstige 180€ (2 Personen) ohne Frühstück, direkt an der Bundesstraße.

[Hans42]

Wir hatten uns am Vorabend in einem kleinen Lokal vorzüglich bewirten lassen und uns als Ausgleich für die spärliche Unterbringung noch eine Flasche Rotwein mitgenommen, die wir dann auf dem Balkon unseres B & B geleert hatten, während wir die Schlange an italienischen Campern beobachteten, die an unserem Hotel vorbeirauschten.

Frümorgens gabs einen leckeren Cappuccino an der kleinen bar im Ort.

Die Laune stieg wieder, es ging weiter....

Es ging in Richtung Col di Tende an die französich - italienische Grenze. Hier gibt es ein Tunnel oder den ungeschotterten Pass. Am Gipfel beginnt die legendäre ligurische Grenzkamm Straße, ein Sehnsuchtsort für alle Enduro Fans aus Europa. Beides absolut nicht Vespa geeignet.

[Hans42]

Kurz vor dem Grenzort Limone Piemonte stand ein Schild, der Tunnel sei derzeit gesperrt.

Ende des vergangenen Jahres gab es sowohl auf der italienische als auch auf der französischen Seite ein Unwetter mit anschließenden Überflutungen und Bergabbrüchen, wie ich es noch nie gesehen habe. Der Fluß hatte in Italien Teile von zwei Ortschaften weggespült, in Frankreich war es noch viel schlimmer. Hier sind große Teile der einzigen Straße an die Küste unterspült, Brücken weggebrochen, Orte halbiert. So etwas hatte ich bisher noch nie gesehen.

[Hans42]

Also ging es für uns rauf auf den Col die Tende, zwischen KTM´s und Trial Maschinen. Die Blicke der anderen waren sehenswert.

[Hans42]

Nach dem Pass sollte es zügig weitergehen. leider war nach 10 Kilometern Schluß, die Straße wurde für zwei Stunden gesperrt wegen Aufräumarbeiten.

Wir fanden eine Übernachtung in einem ehemaligen Kloster unterhalb von Tende. Dies war die schönste Übernachtung der Tour in einer absolut reizvollen Landschaft.

Was wir da noch nicht wussten, das war die Ruhe vor dem Sturm des nächsten Tages.

[Bandit]

Col de Tende ,Respekt den hab ich nur mit der Enduro befahren.
Mit der Vespa sehr Mühselig.
Hauptsache ihr hattet Spaß.
Gruß M & M aus Köln

[Hans42]

Pünktlich um 8 Uhr starteten wir am nächsten Tag unsere Vespen, ab heute sollte es wieder in Richtung Heimat gehen. Doch nach 500 Metern war schon wieder Schluß. Die Straße war gesperrt, dieses mal ganztägig von 8 - 18 Uhr. Wir hatten die Durchfahrt um 5 Minuten verpasst.

Leider wurde die Sperrung vorher nicht kommuniziert, so dass in wenigen Minuten mehrere Motorradfahrer mit uns an der Sperrung standen. Ein junger Italiener kannte einen etwa 30 Kilometer langen unbefestigten alten Militärweg, der uns dann auf die italienische Seite in Richtung Ventimiglia bringen sollte. Das war dann für uns ein halber Tag Umweg in die entgegengesetzte Richtung, aber immer noch besser als 10 Stunden zu warten.

Nach kurzer Zeit setzte sich ein Konvoi aus ca. 15 KTm´s, BMW´s und eben zwei Vespen in Bewegung. Für uns hieß es, dran bleiben, denn dieser Weg hatte unzählige Abzweigungen, die ins Nichts führten...

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[Hans42]

Endlich waren wir wieder auf befestigten Straßen. Jedoch hatte mein Hinterreifen nach dieser Tortur deutlich abgebaut. den Rest des Tages suchten wir einen Reifenhändler oder eine Motorradwerkstatt - leider ohne Erfolg, dank der Ferienzeit war alles geschlossen. So blieb mir nichts anderes übrig, als weiterzufahren und zu hoffen, daß sich unterwegs irgendetwas ergeben würde.

[Hans42]

jetzt ging es wieder zurück auf die geplante Route, mit den Highlights Col de la Bonette (höchster Punkt der Tour), Col de Galibier und vielen weiteren Pässen.

Leider waren Reifenhändler oder Werkstätten weiterhin Mangelware, die wenigen, die geöffnet hatten, hatten keine Termine frei oder Bestellzeiten für einen reifen von einer Woche und mehr.

So passten wir unsere Geschwindigkeit an und hofften auf weiterhin trockene Straßen.

[Hans42]

Nachdem am kommenden Tag wieder kein Reifen gefunden wurde, beschlossen wir, die Tour deutlich zu verkürzen und in der Schweiz unser Glück zu versuchen.

Plan B war, die Tour abzubrechen und den Roller per ADAC heimzubringen. Langsam wurde es gefährlich, der Reifen hatte schon 9.000 km runter und war seit gut 800 Kilometern in der Mitte weitgehend profilfrei.

Zu meiner Verteidigung muß ich sagen, daß er vor der Tour fast Neuzustand war, auch mein Händler meinte, der hält noch locker weitere 3.000 Kilometer.

Also kamen jetzt die letzten Pässe in Sicht.

[Hans42]

Wir waren wieder zurück in Martigny, wo uns zuvor ein Händler etwas Hoffnung gemacht hatte. Vor Ort hieß es dann, der Reifen kommt erst in 3-4 Tagen.

Es war kurz nach Mittag und nach einem kurzem Krisen Mittagessen beschlossen wir, die Tour offiziell zu beenden und via Schweizer Autobahn über Genf, Bern, Zürich zum Bodensee nach München direkt heimzufahren, alle 50 Kilometer anzuhalten um den Reifen zu checken.

Wir hatten an diesem tag schon 150 Kilometer auf dem Buckel, nun sollten noch weitere 550 Kilometer dazukommen.

[Hans42]

Letzter Beitrag:

Irgendwann Nachts kamen wir in München an, das war die wohl längste Strecke mit der Vespa an einem Tag.

Ich hatte meinen Münchner Händler unterwegs schon angerufen, da nicht nur der Reifen, sondern auch der 10.000 Service fällig war.

Gleich am nächsten Tag hatte ich einen Termin und die Vespa bekam neben dem Reifen einen neuen Riemen, Rollen, Öl, Luftfilter (der war komplett dicht, dank der Offroad Strecken), Ventile eingestellt und eine längere Wäsche.

Fazit der Tour, gerade im Vergleich vor zwei Jahren, als wir mit zwei BMW GS 1200 unterwegs waren:

Wir waren genauso schnell unterwegs wie mit den großen Motorrädern.

Das Fahren mit der Vespa ist deutlich entspannender und weniger anstrengend.

20 mal am Tag die Frage beantworten:
Ja, wir sind tatsächlich aus München bis hierher gefahren.
Ja, das halten die Motoren aus, sind ja keine Zweitakter.
Ja, das machen wir freiwillig.

Nein, wir werden nie wieder Mitte August nach Italien oder Frankreich fahren und vor Ort Zimmer buchen.
Nein, ich werde nie wieder mit einem gebrauchten Hinterreifen eine Tour starten.

So, Ende September geht es dann für fünf Tage an den Gardasee, freue mich schon drauf.

Viele Grüße

Andi